Kurt Hoffmann sen.

kommt 1948 erkrankt mit ca. 45 kg Gewicht aus russischer Kriegsgefangenschaft heim und wird zunächst von Frau Lene und seiner Schwester Ida wieder aufgepeppelt. 1949 kommt er mit seiner Familie von Bremen Farge nach Nierst am Rhein. Dort kann er ein Siedlungshaus bauen und pachtet ein altes Schmiedegebäude beim Bauern Josef Münker.

Die Nierster Bauern

haben zu dieser Zeit keinen Dienstleister, der ihnen vor Ort das Beschlagen von Pferden und Reparieren des Geschirrs anbieten kann. Somit ergibt sich für Kurt Hoffmann Sen. ein günstiger Pachtsatz, denn die meisten sind froh, jetzt einen Schmied vor Ort zu haben. Es ist die Zeit, zu der noch viele Nierster Bauern ihre Landwirtschaft mit dem Pferd betreiben und der Einsatz von Traktoren beginnt gerade erst, Kurt Hoffmann Sen. hatte bereits in Breslau auf dem eigenen Hof eine Schmiede betrieben und war bestens darauf eingestellt, die Nierster Bauern zufrieden zu stellen.

Schare schärfen

war neben dem Beschlagen von Pferden eine der Hauptaufgaben zu der Zeit. Das war anfangs echte Knochenarbeit. Im Schmiedefeuer wurden die Pflugschare erhitzt und bei Erreichen der "richtigen Farbe" mit zwei Personen am Amboss ausgeschmiedet. Anschließend im Ölbad zum Härten abgeschreckt. Und nach Bedarf dann noch einmal im Schmiedefeuer angelassen, um das Metallgefüge zu entspannen und wieder etwas von der Härte herauszunehmen.

Als die ersten Traktoren nach Nierst kamen

waren dies Traktoren ohne Heckhydraulik, damals Standard. Diese Traktoren konnten ziehen, - deshalb der Name Trekker. So wurden Sie zunächst zum Ziehen von Anhängern, meist umgebaute Pferdekarren verwendet. Darüber hinaus wurden Eggen, Kultivatoren, Mähmaschinen, Mähbinder u.m. gezogen. - Geräte die zuvor hinter dem Pferd betrieben wurden.
Mein Opa, Kurt Sen. machte sich einem Namen im Dorf und später auch im nahen Umkreis, indem er eine Aufnahmevorrichtung für den Traktor entwickelte und baute, mit der man Pferdepflüge hinten am Traktor anbringen konnte und diese mechanisch über Handhebel ausheben konnte.

Er konnte die Arbeit allein nicht mehr schaffen und bat seine Söhne Kurt und Manfred mit bei ihm anzufangen und zu helfen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er wirklich darum bat oder ob das eine familiäre Dienstanweisung war? Jedenfalls kam mein Vater 1954 dem Ruf folgend mit meiner frisch geheirateten Mutter aus Neuenkirchen nach Nierst und arbeitete bei seinem Vater in der Schmiede, zusammen mit Bruder Manfred.

Osterather Bauern bewirtschaften Rheinwiesen

am Nierster Rheinufer. Ausschließlich Grünland auf denen Gras und Heu als Viehfutter für ihre Tiere in den Osterather Bauernhöfen benötigt wird. Bei deren Arbeit gehen Maschinen im Einsatz kaputt und müssen repariert werden. So treffen sie auf die Nierster Schmiede von Hoffmann und lernen vor allem Kurt und Manfred kennen, die jung sind und ihnen die gewünschten Arbeiten fachmännisch und bezahlbar ausführen.

Nachdem sich auf diesem Weg neue Bekanntschaften und Vertrauen zwischen Osterather Bauern und den beiden aufbauen und da es in Osterath zu dieser Zeit keine Schmiede und keinen Landmaschinenbetrieb gibt, versuchen die Osterather Bauern Kurt und Manfred zu einem Ortswechsel nach Osterath zu motivieren.

Paul Bommers, damals einer der tonangebenden Bauern in Osterath, bietet den beiden an, eine Scheune seines alten Bauernhofs am Gruttorfer Weg 12 zu pachten und dort ihr Geschäft für die Osterather Bauern einzurichten. Die beiden überlegen nicht lange und entscheiden sich dafür. 1955 gründen Kurt und Manfred ihre erste eigenen Firma in der Scheune von Paul Bommers am Gruttorfer Weg.

Sie vereinbaren mit Ihrem Vater Kurt Sen., diesen, soweit notwendig, von Osterath weiter zu unterstützen und auch privat in Nierst wohnhaft zu bleiben. In den ersten Jahren werden gewisse Arbeiten, so z.B. dass Schärfen von Pflugscharen, weiter in Nierst vom Opa betrieben.


Kurt Hoffmann Sen. stirbt 1961 im Alter von 54 Jahren an einem Herzinfarkt.
Die Schmiede wird von den Söhnen noch ein paar Jahre weiter als Niederlassung betrieben und geschlossen, nachdem die Nierster Bauern über die Jahre immer weniger werden.

Schmiede Nierst

.... ein paar Fotos

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